Gemeinschaftliche Lösungen im Verbund schaffen
31.05.2023
Marktführerschaft behaupten - Sparkassen im Immobiliengeschäft stärken - Steigenden regulatorischen Anforderungen begegnen
Erklärtes Ziel der Politik ist es, Wohnraum zu schaffen. Doch der Traum vom Eigenheim ist oft nur schwer realisierbar. Privatkunden sehen den Erwerb von Wohneigentum immer noch als elementaren Teil der Altersvorsorge. Die Rahmen- und Marktbedingungen sind mehr als kompliziert. Das Zinsniveau ist nach jahrelangem Tief stark gestiegen. Hinzu kommen Lieferschwierigkeiten und stark erhöhte Baukosten.
In Folge ist auch im zweiten Halbjahr 2022 das Geschäft der Sparkassen mit privaten Wohnungsbaukrediten stark zurückgegangen. Dennoch ist das Immobiliengeschäft für die Institute weiter ausgesprochen wichtig - schließlich macht es mehr als ein Fünftel ihrer Erträge aus.
Enormes Modernisierungspotenzial
Die gute Nachricht: Es gibt ein enormes Potenzial in Sachen Modernisierung von Bestandsimmobilien. Denn: Wenn die selbstgesteckten Klimaziele der Bundesregierung erreicht werden sollen, gilt es, die Sanierung von Bestandsgebäuden massiv voranzubringen. Steigende Energiepreise und spürbarer Klimawandel haben auch bei Immobilienbesitzern zu einem Umdenken geführt. Wenn sie den Wert ihrer Immobilie erhalten wollen, müssen sie sanieren. Andernfalls droht ein Wertverlust bei nicht weniger als drei Vierteln aller Objekte.
Das gesamte Investitionsvolumen für nachhaltige Sanierung des Gebäudebestandes wird auf über 1 Bill. Euro geschätzt. Bei einem Marktanteil der Sparkassen-Finanzgruppe von 30% sind das rund 300 Mrd. Euro an potenziellem Investitionsvolumen. Die Finanzierung der notwendigen Sanierungen ist eine große Chance - nicht nur um das derzeit schleppende Neugeschäft zu kompensieren, sondern auch um sich als Gestalter des Wandels zu positionieren.
Kräfte bündeln
Die vergangenen Monate haben indes deutlich gezeigt, dass die großen Herausforderungen im Immobilienumfeld nur gemeinschaftlich in der Sparkassen-Finanzgruppe zu lösen sind. Es gilt, Kräfte zu bündeln und die unterschiedlichen Kompetenzen gezielt zu nutzen. Die DSVGruppe beteiligt sich maßgeblich - neben LBS, Öffentlichen Versicherern, Regionalverbänden und Sparkassen - am Projekt ,,Rund um die Immobilie" (Rudi) des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV).
Zusammen mit der Finanz Informatik (FI) und weiteren Verbundpartnern entwickelt sie dort Lösungen insbesondere im Umfeld der Zentralen ImmobilienmarktDatenbank (ZIMDB), der mittlerweile größten Immobilienmarkt-Datenbank Deutschlands. Die ZIMDB wurde 2019 als Gemeinschaftsprojekt mit Sparkassen, Landesbanken, Landesbausparkassen, dem DSGV und den Regionalverbänden konzipiert und in enger Kooperation mit der FI realisiert. In allen strategischen Projekten und Initiativen der SparkassenFinanzgruppe rund um das Immobilienthema ist die ZIMDB inzwischen als Datenfundament gesetzt und dient als Drehscheibe für Immobiliendaten.
Der Erfolg beruht auch auf der hohen Akzeptanz bei den Sparkassen. 350 Institute nutzen die Dienstleistungen rund um die ZIMDB, die die Digitalisierung von effizienten Prozessen in der Baufinanzierung begleitet und hilft, Risiken zu minimieren und regulatorische Anforderungen zu erfüllen - insbesondere weil sie Daten und Systeme vernetzt und Prozesse standardisiert.
Die regulatorischen Anforderungen an die Banksteuerung haben in den vergangenen Jahren stetig zugenommen. Umso entscheidender ist die effiziente Aufstellung der Institute im Immobiliengeschäft. Lösungen und Antworten auf regulatorische Anforderungen werden nunmehr gruppenweit gelöst - so muss nicht jedes Institut eigene Lösungen erarbeiten. Durch die stetige Weiterentwicklung der ZIMDB hilft die DSV-Gruppe strategische Finanzgruppe stetig ausgebaut und gesichert wird.
Die über die ZIMDB erfassten und ausgelesenen Markt- und Immobiliendaten (zum Beispiel Grundbuchdaten und Energieausweise) werden direkt analysiert und im Prozess der Gutachtenerstellung zur Verfügung gestellt. Die Novelle der Beleihungswertermittlungsverordnung (BelWertV) hatte jüngst dafür gesorgt, dass bei der Bewertung von Wohnimmobilien durch Institute nun auch in Deutschland statistische, vergleichende Verfahren eingesetzt werden dürfen. Die ZIMDB sorgt für die Sparkassen-Finanzgruppe für eine entsprechende Datenbasis.
Gesamte Kundenreise im Blick
Zukünftig kann es sogar noch weiter gehen. Werden Energieausweise elektronisch ausgelesen und in der ZIMDB erfasst, könnten die Daten gezielt ausgewertet werden und etwa Auskunft über den Stand der Energieeffizienz des finanzierten Immobilienbestands geben - und auf diese Weise Gelegenheiten zur gezielten Kundenansprache schaffen. Das gesammelte Wissen über die Kunden kann für die Institute ein wahrer Datenschatz für eine fundierte Beratungspraxis sein, natürlich immer im Rahmen der datenschutzrechtlichen Vorgaben.
Das Immobiliengeschäft birgt seit jeher enormes Cross-Selling-Potenzial. Über den gesamten Lebenszyklus einer Immobilie bieten sich viele Ansatzpunkte (zum Beispiel Kauf, Verkauf, Erbe) für eine langjährige Kundenbindung. Die DSV-Gruppe hält für die Sparkassen entlang dieses Zyklus verschiedene Lösungen bereit. Im Fokus steht dabei das positive Kundenerlebnis, welches wiederum auf das Image der Sparkassen als idealer Begleiter in allen Lebenslagen rund um die Immobilie einzahlt. Plattformen wie s-immobilien.de oder sparkasse.de werden laufend weiterentwickelt und um digitale Lösungen ergänzt, deren Fokus auf hohem Kundennutzen liegt. Aktuell realisiert die DSV-Gruppe den „Modernisierungsrechner", der einfach bedienbar, persönliche Sanierungsoptionen für Immobilien aufzeigt. Mit der S-Vorteilswelt „Wohnen & Leben", einem Mehrwertprogramm für Kunden rund um Konto und Karte, haben Sparkassen die Möglichkeit, auch nach dem Abschluss einer Wohnimmobilienfinanzierung bei ihren Kunden als kompetenter Ansprechpartner präsent zu sein.
Beitrag
von Dr. Michael Stollarz, Vorsitzender der Geschäftsführung der DSV-Gruppe
Erschienen in der Börsen-Zeitung am 31.05.2023
Pressesprecherin
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